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Ironman 70.3 Zell am See

Die Zeit nach der Challenge Walchsee war nicht einfach… obwohl ich nach dem Rennen top motiviert in die Restsaison starten wollte, wurden die Beschwerden in beiden Achillessehnen immer schlimmer! Ich konnte kaum noch laufen und hatte auch im Alltag Beschwerden.

 

Es war jetzt endgültig an der Zeit, etwas zu verändern und wieder Struktur in mein Training zu bekommen. Ich war froh, dass Ralf nicht lange gezögert hat und mich wieder unter seine Fittiche genommen hat. Ab Anfang August trainierte ich jetzt also wieder nach Plan und ging gezielt die Beschwerden in der Achillessehne an. Jeden Tag Dehnübungen und die Reduktion von Laufkilometern auf ein absolutes Minimum haben dazu geführt, dass die Beschwerden gaaanz langsam weniger wurden.

 

Einerseits war ich super happy, dass ich einige Einheiten vor dem Ironman 70.3 Zell am See komplett schmerzfrei absolvieren konnte - aber auf der anderen Seite habe ich schon ein wenig damit gehadert, dass ich mit so wenig Kilometern in den Beine mit Sicherheit Abstriche in meiner Lieblingsdiziplin machen musste.

Bereits in den Tagen vorm Wettkampf hat der Blick in die Wetter-App nix Gutes verheißen. Regen und Temperaturen um die 12 Grad waren vorhergesagt. Für mich galt zwar immer der Leitspruch „lieber zu heiß als zu kalt“, aber das kam mir für nen Triathlon dann doch seehr frisch vor!

 

Ich freute mich trotzdem wahnsinnig auf das Wochenende in Zell am See. Vor allem, weil zahlreiche Tri.P.coaching Teamkollegen am Start waren. Egal ob bei der Startnummernausgabe, der Messe oder in der Innenstadt: überall traf man irgendjemanden, den man kannte.

 

Der Rennmorgen begann dann erstmal ungewohnt entspannt. Da der Start erst um 11:15 Uhr geplant war, konnten wir bis 8 ausschlafen und dann entspannt frühstücken und dabei zuschauen, wie es draußen kübelte ohne Ende!

 

Auf dem Weg zum Start waren wir bereits nach einigen Metern komplett durchnässt. An der Wechselzone angekommen, kamen uns bereits einige Athleten entgegen, die ihre Räder schon wieder ausgecheckt hatten. Einer nach dem anderen marschierte vorbei und die Wechselzone leerte sich mehr und mehr. Im immer noch strömenden Regen haben wir also wohl oder übel unsere Neos angezogen und sind langsam Richtung Startbereich gewatschelt. Ich zitterte jetzt schon am ganzen Körper und war mega froh, dass mir der Mich noch eine Rettungsdecke besorgen konnte, die mich einigermaßen warm hielt.

Wie auch alle anderen wollte ich so schnell wie möglich ins Wasser. Wohlwissend, dass es vielleicht ein wenig unrealistisch war, sortierte ich mich im Start Korridor 30-35 Minuten ein.

 

Der Sprung in den 18 Grad warmen Zeller See war dann wie eine Befreiung. Schon nach dem ersten Zug fühlte ich mich super wohl im Wasser und nach ein paar Minuten wurde mir auch richtig warm. Ich konnte das Tempo in meiner Gruppe gut mitschwimmen und sogar immer wieder überholen. Entweder haben hier alle ihre Schwimmzeit falsch eingeschätzt oder ich war wirklich gut unterwegs. Ich konzentrierte mich drauf, mich aus den gröbsten Reibereien rauszuhalten und trotzdem die Kurven so eng wie möglich zu nehmen. Noch relativ frisch kam ich zum Schwimmausstieg und sah dann eine 33:40 auf der Uhr. Damit hätte ich nie gerechnet. Super happy lief ich Schulter an Schulter mit Teamkollegen Flo in die Wechselzone. Ich hatte mir bereits am Vortag vorgenommen, mir vor allem beim ersten Wechsel viel Zeit zu lassen. Ich zog mir Buff, Jacke, Handschuhe und Stirnband an und machte mich auf den Weg Richtung Radstrecke.

Noch kurz der Supportcrew zugewunken und dann gings los.

Die ersten Kilometer am Rad ging ich sehr verhalten an. Hier waren immer wieder durchnässte Holzbrücken zu überqueren und ich wollte auf keinen Fall etwas riskieren. Die ersten 20 Kilometer waren leicht abfallend und entsprechend flott gings voran. Bereits nach 10 Minuten spürte ich meinen Zehen nicht mehr und war von Regen und Spritzwasser wieder komplett durchnässt. Aber es war auszuhalten. Nach 20 Kilometern begann der Anstieg auf den Filzensattel (800hm am Stück). Hier wurde mir dann endlich wieder richtig warm. Ich fand schnell meinen Rhythmus am Berg, verpflegte mich und machte einige Plätze gut!

 

Am 1290m hohen Filzensattel angekommen, war mir dann wieder eiskalt. Zum Glück hatte es mittlerweile aufgehört zu regnen… Trotzdem waren die Serpentinen noch nass und ich zitterte mich die Abfahrt runter. Hier verlor ich wieder einige Plätze, die ich mir beim Hochfahren zu hart erarbeitet hatte… aber was solls… saftey first!

 

Die Abfahrt wurde flacher und ich konnte endlich wieder „mitfahren“. Außerdem kam jetzt zum ersten Mal die Sonne für einen kurzen Moment raus und es sah so aus, als hätten wir zumindest wettertechnisch das Gröbste hinter uns.

 

Sehr zufrieden mit meiner bisherigen Leistung nahm ich also die letzten 30 Kilometer der Radstrecke in Angriff. Meine Taktik gegen die Kälte war, mich intensiver zu verpflegen als ich das noch bei der Challenge Walchsee getan hatte. Also aß ich nochmal einen Riegel und kämpfte mich nach und nach wieder weiter nach vorne im Feld. Die letzten 5 Kilometer nahm ich ein wenig raus, um die Haxen nochmal für den anstehenden Halbmarathon zu lockern.

 

Als hätten wir uns abgesprochen, lief ich wieder Schulter an Schulter mit Flo in die Wechselzone. Das Beine-Lockern hat anscheinend nur semi gut funktioniert, denn beim Anziehen meines linken Schuhs machte der Oberschenkel komplett zu. Das kann ja heiter werden… schnell noch den zweiten Schuh (ohne Krampf) angezogen und nach kollektivem Wasserlassen machten wir uns an die Laufstrecke.

 

Ich konnte mich schnell absetzen und tastete mich langsam an meine gewünschte Racepace von 4:30 ran. Ich lief wie auf rohen Eiern. Dieses Mal nicht aufgrund der muskulären Vorbelastung durchs Radfahren, sondern wegen meiner Sehne - aber je länger ich lief, desto geschmeidiger wurde sie.

 

Bei Kilometer 2 war ich schmerzfrei und lief zum ersten Mal mit nem fetten Grinsen an der Supportcrew inkl. Carina vorbei. Beim Gedanken, dass sie schon den ganzen Tag mit nassen Füßen am Streckenrand gestanden haben, wurde mir selber wieder kalt.

Wahnsinn, was auch sie den ganzen Tag geleistet hatten. Ich versuchte mich wie immer so gut es ging zurückzuhalten und hielt mich streng an meine gewünschte Rennpace. Immer wieder kamen mir Jungs und Mädels aus dem Team entgegen und wir motivierten uns gegenseitig. Triathlon ist ein Einzelsport, aber trotzdem hat man sich zu keiner Sekunde so gefühlt als „müsse man da alleine durch“.

 Langsam reagierte meine Verdauung auf die angepasste Verdauungsstrategie und mit jedem Meter wurde mir klarer, dass sich ein Dixistop nicht vermeiden lassen wird.

 

Bei Kilometer 14 war es dann soweit… ich sprintete auf ein Dixi zu, war schon mal sehr happy, dass es nicht besetzt war und noch froher als ich sah, dass auch noch Klopapier übrig war. Innerhalb von 20 Sekunden war der Boxenstopp dann auch durch und befreit und happy gings weiter.

Ich hab mir vorgenommen, mich bis Kilometer 17 an die Tempovorgabe zu halten… wenn dann noch was im Tank war, dann FEUER FREI!

 

Und es war zu meiner Freude noch was im Tank. Ich investierte nochmal alles und flog auf der Wendepunktstrecke jetzt zurück Richtung Innenstadt Zell am See. Jetzt konnte ich leider keinen mehr aus meinem Team anfeuern, aber ich war mir sicher, die rocken das jetzt auch ohne mich!

Jeder Meter tat jetzt weh, aber ich wusste ich komm durch… so oder so!

Noch einmal den Hügel in der Innenstadt nach oben und endlich durfte ich auf den roten (immer noch klatschnassen) Ironman Teppich abbiegen.

Der Zieleinlauf selber war für mich sehr emotional! Nicht weil ich irgendwas gewonnen hatte (zumindest wusste ichs zu dem Zeitpunkt noch nicht), nicht weil es eine Bestzeit gewesen is - sondern einfach, weil ich mich durchgebissen hatte. Weil ich nach Walchsee drangeblieben bin, weil ich die Beschwerden in meiner Achillessehne angegangen bin und weil ich trotz des beschissenen Wetters eine super solide Leistung abrufen konnte.

Ich war so happy mich kurz vorm Zieleinlauf noch bei Carina bedanken zu können und sprang dann mit letzter Kraft nach 05:09:35 Stunden über die Ziellinie!

 

Von 2500 gemeldeten Teilnehmer (wie viele gestartet sind weiß ich nicht) kamen nur 1152 ins Ziel… darunter ALLE tRi.P.coaching Athletinnen und Athleten. Zusätzlich erfuhren wir noch auf der Heimfahrt, dass wir die Triclub Wertung gewonnen hatten. Wir waren somit auch offiziell das BESTE Team an dem Tag (und nein es geht nicht nach Anzahl der gemeldeten Starter/innen, sondern nach Performance)!

 

Das Wochenende hat mich super happy zurückgelassen. Ich war sau froh, dass meine Sehne gehalten hat und dass ich mit ner für mich super Zeit und noch besseren Platzierung (siehe unten) heil ins Ziel gekommen bin. Jetzt steht ein 3 wöchiger Trailrunblock auf dem Programm, den ich dann hoffentlich mit nem Finish beim Ultra Trail Lamer Winkl erfolgreich abschließen kann.

 

Pack mas!

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