
YOU ARE AN IRONMAN!!!!
3 Jahre… und somit mehr als 13 Prozent meines bisherigen Lebens hab ich mich mit dem Ziel, irgendwann diesen Satz beim Zieleinlauf hören zu dürfen, motiviert.
Und an diesem einen Sonntag in Frankfurt sollte ich mir (ACHTUNG SPOILER) diesen Traum nun endlich erfüllen. Ich versuch jetzt einfach mal in Worte zu fassen was an diesem Tag abgegangen ist. Hier möchte ich gleich mal auf den wahnsinnig tollen Wettkampfbericht von meinem Lieblingsgegner, Trainingspartner und Kumpel Markus Winklmeier verweisen, der seine Sicht der Dinge hier schildert.
Auch Carina hat einen Wettkampfbericht aus ihrer Sicht geschrieben… den gibt’s hier

04:30 Uhr
Stille, fast andächtige Ruhe, Konzentration, Unsicherheit umgaben uns, als wir im Bus zum Schwimmstart saßen. Keine Blöde Sprüche (die Markus und ich doch so gern vor jedem Wettkampf reißen), wenig Gelächter, volle Hosen. Viel konnte ich jetzt nicht mehr machen.
Susi wartete bereits eingecheckt in der Wechselzone auf mich, meine Wechselbeutel hingen bereits am richtigen Haken und auch die allerletzen Vorbereitungen liefen ungewohnt automatisiert ab.

06:20 Uhr
Da standen wir also. Meine Freundin Carina, Markus, seine Frau Brigitte und Dominik. Zu unseren Füßen lag der Langener Waldsee, den in 20 Minuten 3000 Ironmänner und –frauen zum Brodeln bringen sollten.
Zu den Klängen der deutschen Nationalhymne verabschiedete ich mich mit feuchten Augen von unserer Supportcrew, die an diesem Tag einen unglaublich tollen Job machen sollte!
Ich war wahnsinnig froh, in diesen Momenten den langdistanzerprobten Markus an meiner Seite zu haben. Die paar Worte, die wir wechselten, während wir uns in die Schlange beim Rolling-Start einreihten, taten mir sehr gut und beruhigten mich ungemein!!

06:50 Uhr
Mit dem Moment, als ich zum ersten Mal das Wasser berührte, war jede Aufregung wie weggeblasen! Das Schwimmen selbst war, bis auf den „Australien Exit“, einen kurzen Landgang nach den ersten 1,5 Kilometern und dem Fakt, dass mir langsam, aber sicher sehr, sehr warm im Neo wurde (NEIN!! Es lag nicht daran dass ich reingepisst hatte sondern an der Wassertemperatur J ) ziemlich relaxt.

08:01 Uhr
Nach einer Stunde und 10 Minuten durfte ich durch den großen Powerbarbogen den Langener Waldsee verlassen und machte mich, nach einem zu langem Wechsel, auf Susis Rücken, mit einer Breze im Mund und der Sonne im Rücken auf den Weg Richtung Frankfurter Skyline!!
Ich hatte gigantische Beine und wusste, dass ich auf dem Rad ne Chance haben könnte Markus einzusammeln. Trotzdem versuchte ich die tolle Stimmung an der Strecke so gut wie möglich aufzusaugen! Bei jeder Verpflegungsstation ließ ich mir viel Zeit um mich abzukühlen und vor allem zu trinken… Langsam wurde es warm und auf der zweite Radrunde habe ich jede Verpflegungsstation und die damit verbundene Abkühlung mehr herbeigesehnt. Carina, Brigitte und die anderen Laufstilanalysten feuerten mich Ende der ersten Runde nochmal an und ich flog in die Zweite!! Bei Kilometer 150 tauchte dann auch endlich Markus vor mir auf und ich konnte mich nach einem kurzen Ratsch absetzen. Kopf und Beine spielten bisher voll mit und ich war jetzt unfassbar heiß auf den Marathon (im wahrsten Sinne des Wortes)

13:43 Uhr
Unglaublich happy über den tollen Radsplit von 05:23 hüpfte ich von Susis Rücken und bedankte mich mit nem Klaps auf den Sattel, dass sie mich so schnell und pannenfrei durch die doch recht anspruchsvolle Strecke gebracht hatte. Die ersten Schritte auf der Marathonstrecke fühlten sich fantastisch an. Ich hatte schon 2/3 hinter mir und musste jetzt „nur“ noch den Marathon laufen. Ich hatte immer noch gute Beine und so schwebte ich los.
„Also wenns jetzt so weiterläuft, dann is das ganze Gerede, wie hart diese Langdistanzen immer sind, schon ein bisschen übertrieben“ dachte ich mich nach 10 Kilometer in meinem jugendlichen Leichtsinn und ich wurde prompt eines Besseren belehrt. Ich konnte mich von einen auf den anderen Kilometer nicht mehr ordentlich verpflegen. Bekam bei dem Gedanken an ein Iso, Gel oder ne Salztablette schon nen Würgereiz und so versuchte ich, so viel Cola und Wasser wie möglich runterzubringen, ohne mich übergeben zu müssen. Ich dachte ich seh nicht richtig, als plötzlich direkt hinter der ersten Frau Markus an mir vorbeischoss und sogar noch Luft hatte mir ein paar Motivationen zuzubrüllen. Jetzt war es eine Frage der Zeit wann der Mann mit dem Hammer zuschlug… Ziemlich genau beim Halbmarathon waren dann alle Lichter aus. Ich wusste, dass es nicht mehr viel besser werden würde und so schleppte ich mich im 6er Schnitt von einer Verpflegungsstation zur nächsten (wo ich immer eine Gehpause einlegte).

Ich hatte mich in alle Einzelteile aufgelöst, als ich nach 30 Kilometern endlich den Eisernen Steg erreichte, wo Carina (und ihre Eltern, die extra am Wettkampftag nach Frankfurt gefahren sind!!!!!) auf mich warteten.
Wenn es einen Mensch gab, der mir dort wieder Hoffnung einhauchen konnte, dann war es Carina… und sie hats geschafft, dass ich wieder anfing zu traben und ans Finish zu glauben.
„Wenn dus nicht mehr für dich machst, dann ziehs verdammt nochmal für sie durch!!“ hab ich mir gedacht. Alles an meinem Körper schmerzte… der Magen, der Kopf, die Füße, die Beine… Alles!
Aber irgendwie gingen auch diese elenden 10 Kilometer zu Ende und nach einem kurzen Blick auf mein Handgelenk und die dort befindlichen 4 Bändchen (für jede Runde eins) deutete ein Helfer auf den Eingang zum Zielkanal. „Genieß es“!

Und das tat ich… Ich sah rechts Carina und ihre Eltern stehen und mir stiegen wieder die Tränen in die Augen! Ich fiel mit Gänsehaut am ganzen Körper in ihre Arme, bedankte mich für den Support und mit nem fetten Grinsen auf dem Gesicht trabte ich weiter Richtung Zielbogen.
Und dann hörte ich den Satz auf den ich sooo lange gewartet hatte:
„Florian, Welcome to the finish line!!! YOU ARE AN IRONMAN!!!“

Ich überschritt die Ziellinie, lies mir die riesige Medaille umhängen und merkte, wie mein Körper jetzt endgültig den Geist aufgab. Ich musste mich übergeben und bevor ich mit Carina und den anderen das Finish feiern konnte, musste ich eine gute Stunde im Sanizelt verbringen und mir ne Infusion verpassen lassen!
Abschließend bleibt mir eigentlich nur noch DANKE zu sagen.
Danke an jeden einzelnen, der mich auf dem Weg zum Römer begleitet hat.
Danke an meinen Coach Ralf, der vor allem in den Zeiten, als es scheiße lief (nach meinem Radunfall oder meinen Achillessehnenproblemen) für mich da war und mich wieder aufgebaut hat.
Danke an meine ganze Family, die mir Zuhause den Rücken freigehalten hat, um mir die vielen Trainingsstunden zu ermöglichen.
Danke an meine Freunde und Bekannte, die immer Verständnis dafür hatten, wenn die eine oder andere gemeinsame Unternehmung wegen dem Training ausfallen oder verkürzt werden musste.
Und am Allerwichtigsten: Danke an Carina!! Es gibt keine Worte, die ausdrücken können wie viel ich ihr zu verdanken habe und drum brauch ich es hier auch gar nicht versuchen zu beschreiben… DANKE für ALLES!
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