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München Marathon - nix gewollt... alles bekommen!

Nach meiner Schulterverletzung habe ich lange nix von mir hören lassen... Der Grund dafür ist, dass ich eigentlich "das ganze Jahr eh nur auf der Couch gelegen bin und Chips gefuttert habe" - Zitat Ralf Ende :-)

 

So schlimm wars natürlich ned… trotzdem lief die Marathonvorbereitung eher durchwachsen... immer hat es irgendwo gezwickt... so richtig kam ich erst die letzten Monate in Fahrt.

 

Diese Saison war verkorkst genug, und um mir dieses Jahr nicht schon wieder die Zähne an dem großen Ziel, den Marathon unter 3 Stunden zu laufen, auszubeißen, war die Vorgabe denkbar einfach:

Hinfahren, Spaß haben und Motivation für die nächste Saison tanken!

Entsprechend entspannt stand ich dann um Punkt 10:00 Uhr an der Startlinie im Olympiapark!

Da ich ziemlich weit vorne stand, hielt sich das Gedränge in Grenzen und standesgemäß viel zu schnell ging es ab Richtung Englischer Garten. Bis jetzt hielt ich mich, bis aufs Tempo, ziemlich genau an die Vorgabe... ich sog alles in mich auf:

Ich genoss das Wetter, bedankte mich bei den Zuschauern fürs Anfeuern und den Helfern an den Verpflegungsstationen, klatschte gefühlt jede Hand ab, die mir entgegengestreckt wurde und war einfach nur happy diesen genialen Sport schmerzfrei betreiben zu können.

 

Mit Dauergrinsen und voller positiver Gedanken spuckte mich der Englische Garten nach 15 Kilometern und weit vor dem Zugläufer für 03:00 Stunden wieder aus... Kannte ich alles... war ja letztes Jahr genauso... nur irgendwie verbissener!

Jetzt wurde es ruhiger an der Strecke, die Zuschauer wurden weniger und zum ersten mal dachte ich mir "stell dir vor wie geil es wäre, wenn du heute doch unter 3 bleibst"... klar wäre es geil... aber völlig unrealistisch. Ich war nicht gut genug vorbereitet, hatte nicht im Ansatz so viel trainiert wie letztes Jahr!

Also Gedanken wieder weggewischt und weiter den Moment genossen!

 

Nach 01:28 lief ich über die Halbmarathonzeitmatte... Immer noch gut drauf, immer noch frisch und langsam immer angriffslustiger. Natürlich hatte ich auch die Worte von Ralf im Hinterkopf "Hinten hebt die Kuh an Schwanz!".

Ich weiß wie es sich anfühlt, ab Kilometer 32 vom Mann mit dem Hammer niedergestreckt zu werden und ich war auf dem besten Weg dahin, es dieses Jahr wieder zu erleben.

"Soll er kommen" hab ich mir gedacht. Der Wettkampf war schon jetzt ein Erfolg und die positiven Eindrücke kann mir keiner mehr nehmen.

Km 27... runter zum Deutschen Museum und von dort aus über den Gärtnerplatz in die Innenstadt! Das Feld hatte sich bereits auseinandergezogen und ganz alleine bog ich in den Marienplatz ab.

Zum ersten mal an diesem Tag hatte ich Pipi in den Augen und mit meinem breitesten Grinsen auf den Lippen flog ich durch klatschenden Menschenmassen!

 

"Flo... du siehst ja noch fantastisch aus" hörte ich aus den Boxen des Stimmungsnestes.

Daumen nach oben!! So fühl ich mich auch!!

Danach wurde es wieder etwas ruhiger und bei Kilometer 32 meldete sich der Kopf mit folgender Info: Wenn du jetzt die letzten 10 Kilometer im 04:30er Schnitt läufst, bleibst du heute unter 3 Stunden!

 

Zum ersten mal habe ich mich ernsthaft mit diesem Gedanken auseinandergesetzt und plötzlich wollte ich es unbedingt! Von einem Schritt auf den Anderen war ich bereit, alle eventuell auftretenden Schmerzen in Kauf zu nehmen... Plötzlich sprach nichts mehr dagegen, es nicht wenigstens zu versuchen und anstatt meinen Vorsprung zu verteidigen, brannten mir die letzten Sicherungen auch noch durch!

Ich donnerte also los und bei Kilometer 36 lief ich auf die führende Frau auf und machte es mir hinter dem BMW 330e, der als Führungsfahrzeug herhalten musste, gemütlich... Ziemlich cool, nicht ständig auf die Uhr kucken zu müssen, sondern immer eine vor der Nase zu haben :-)

Nachdem mich der Fahrer, nach einem kurzen Ratsch, allerdings nicht mitnehmen wollte, blieb mir nix anderes übrig, als die letzten Kilometer selber runter zu reißen!

"Du bleibst weit unter 3 Stunden" rief mir der Führungsfahrzeugfahrer zu, als er mich bei Kilometer 40 wieder eingeholt hatte. "Ja... keine Ahnung wie ich das gemacht hab"... Mit den Worten "Du laffst ja a wie a Narrischer, genieß dein Zieleinlauf!" bog er links ab und schickte mich durch die Unterführung ins Innere des Olympiastadions!

 

Es folgten die genialsten 300 Meter meines Lebens und unfassbar happy überquerte ich die Ziellinie nach 02:56:53!

Der perfekte Tag war es trotzdem noch nicht. Ich zog mich um und wartete auf Carina (die sich Sub4 als Ziel vorgenommen hatte), Sebi und Timo (die beide heute ihren ersten Marathon finishen wollten). Lang musste ich nicht warten!

Alle drei kamen fast zeitgleich und weit unter 4 Stunden ins Ziel!!

 

Jetzt war es der perfekte Tag!

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