
Nach der bereits angesprochenen, durchwachsenen Anreise, bei der ich zwischenzeitlich einen Start mit meinem Rad bereits abgeschrieben hatte, klappte dann doch alles irgendwie und am Samstag um 5:15 Uhr klingelte der Wecker, der für mich den längsten, schmerzhaftesten und vielleicht emotionalsten Tag des Jahres einläuten sollte.
Das Rad und die Wechselbeutel hatte ich bereits am Vortag in die Wechselzone gebracht und so lief der Morgen ziemlich stressfrei... Radflaschen ans Rad... Luft in die Reifen... Neo an ... Fertig!
Ich hoffe, dass der spätere Platten bei Michael Raelert nichts mit meiner Luftpumpe zu tun hatte, die ich ihm vor dem Wettkampf geliehen hatte
Um Punkt 09:00 Uhr wurde meine Startgruppe M18-29 von der Queen of Kona, Paula Newby-Fraser, bei unglaublicher Gänsehautathmosphäre auf die Reise geschickt.
Die ersten Meter waren gewohnt chaotisch, aber nicht weiter tragisch. Bereits nach der ersten Boje hatte sich das Feld bereits so auseinander gezogen, dass ich super mein Tempo schwimmen konnte. Nach 35 Minuten und 39 Sekunden konnte ich das Wasser verlassen... mit der Zeit kann ich leben!
Das Radfahren ging dann gut los! Ich war schon mal erleichtert, als ich sah das Susi noch Luft in beiden Reifen hatte... keine Selbstverständlichkeit wenn ich mich so umsah.
Dann ging es raus aus der Wechselzone... raus aus Alcudia und rein in die Berge Richtung Kloster Lluc!
Ich war so damit beschäftigt, ausreichend zu trinken, dass ich erst nach 45 Minuten das erste mal auf die Uhr sah... der 34er Schnitt, den ich bis dahin gefahren war, fühlte sich super relaxed an.
Dann kam der Anstieg hoch zum Kloster Lluc und endlich konnte ich richtig Plätze gut machen... Hier machten sich die unzähligen Höhenmeter, die wir auf Teneriffa gesammelt hatten, extrem positiv bemerkbar!
Bergab war es dann ein Überlebenskampf... Reihenweisse zerlegte es neben mir Radfahrer, die sich teilweise heftig verletzen... Ich wollte auf keinen Fall was riskieren und so zitterte ich mich die 400 Höhenmeter nach unten!
Auch die folgenden Kilometer waren eine Materialschlacht... ungewöhnlich viele Teilnehmer mit Platten und andere mechanische Defekten fielen mir am Straßenrand auf. Aber Susi machte ihren Job unglaublich gut und so machten wir auch in der Ebene wieder viele Plätze gut.
Nach 2 Stunden 54 Minuten war dann auch das Radfahren vorbei... Mit der Zeit bin ich super happy, denn neben der profilierten Strecke und den teils schlechten Straßenbedingungen, hatten wir beim Rückweg extremen Gegenwind. Die Hitze fiel mir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so wirklich auf.
Dann ging es top motiviert und mit viel Tatendrang auf die Laufstrecke. Die ersten Kilometer lag ich mit einem 4:17er Schnitt noch voll im Plan... und plötzlich... ab Kilometer 5 zerlegte es mich brutal. Zuerst musste ich mich übergeben, dann noch einmal ein Dixiklo aufsuchen und dann verlor ich völlig meinen Rhythmus. Nun musste ich den 34 Grad Außentemperatur heftig Tribut zollen.
Ich hab mir für einen kurzen Moment überlegt den Rest im Wohlfühltempo fertig zu laufen, aber dafür bin ich nicht hergekommen! Zusammenreissen, draufdrücken, leiden! So schleppte ich mich weiter im 5er Schnitt durch die Menschenmassen, die die Laufstrecke säumten und für ein super Gänsehautfeeling sorgten.
Nach 1 Stunde und 44 Minuten war der schmerzhafteste Halbmarathon meines Lebens und so auch der Ironman 70.3 zu Ende und ich durfte endlich in den Zielkanal einbiegen... getragen von den Menschenmassen, der Musik, dem Kommentator und der tollen Kulisse unter dem Palmen am Strand von Alcudia lief ich mit Pipi in den Augen ins Ziel... Das Gefühl, wenn man vom Wettkampf schon emotional angeknockt seine Familie in die Arme schließen darf, ist einfach nicht in Worte zu fassen.
Ich verlasse Mallorca am Mittwoch mit einem durchweg positiven Gefühl. Nicht weil die Einzelzeiten oder die Platzierung (Platz 772 von 3800 und 17. in der AK) übermäßig stark waren, sondern weil ich es einfach durchgezogen hab. Ich freue mich auf alle kommenden Rennen in dieser Saison, die gerne etwas kühler ausfallen dürfen.
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